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Im Café am Fernsehturm ↑ treffen sich Eric und Emilia zum ersten Mal.

Der Klapptext

 

Frustriert von den beklemmenden Verhältnissen in der untergehenden DDR treibt Eric ohne Ziel durchs Leben. Doch dann verliebt er sich in Emilia, die leidenschaftlich für ihre Aufnahme an der renommierten Schauspielschule Ernst Busch in Berlin kämpft. Mit ihrem Enthusiasmus inspiriert sie Eric, sein Leben in die eigenen Hände zu nehmen. Fortan arbeitet er hart für die Zulassung zum Medizinstudium.
Als ihre Pläne jedoch einen Rückschlag erleiden, nimmt eine verhängnisvolle Kette von Ereignissen ihren Lauf. Eric und Emilia geraten in das Fadenkreuz der perfide funktionierenden Diktatur und werden mit der Absurdität und Brutalität der deutschen Teilung konfrontiert. Ihre Liebe wird auf eine Probe gestellt, wie sie schwieriger nicht sein kann.

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Eric arbeitet bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVB) als junger Facharbeiter für Nachrichtentechnik.

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Im Technikraum unter dem U-Bahnhof Schönhauser Allee trifft er eine wichtige Entscheidung.

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Im U-Bahn-Tunnel kontrollierten Eric und Kollegen regelmäßig das Antennenkabel. Ein faszinierend-mystischer Ort, der aber auch Gefahren birgt…

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Inspiriert durch Emilas Enthusiasmus arbeitet Eric hart für die Zulassung zum Medizinstudium.

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Er hängt seinen alten Job an den Nagel und fängt als ungelernter Pfleger an.

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Wird Eric es bis in die Praktikasäle des Medizinstudiums schaffen?

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Die Kleinstadt Premnitz liegt an der Havel im Land Brandenburg.

Hier wohnt Emilia und lernt zu Beginn der Geschichte im Chemiefaserwerk.

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Leidenschaftlich kämpft sie für ihre Aufnahme an der renommierten Schauspielschule Ernst Busch in Berlin.

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Die Entstehung der Story

Zweifellos ist Lehrzeiten mein bisher persönlichstes Buch und in einigen Teilen autobiographisch. Die Idee zu der Story hatte ich erstmalig vor über 25 Jahren, geschrieben habe ich sie aber erst während der Corona-Zeit 2020/21 innerhalb von sechs Monaten.

Wie immer bei meinen Projekten hatte ich zu Beginn völlig andere Themen im Kopf. Mir ging es um eine unglückliche Beziehung zu einem Mädchen in Premnitz, von der ich mich an dem Tag löste, als ich eine neue Liebe bei einer Disco im Fernsehturm fand. An der Stelle steigt die Geschichte nun ein, und selbstverständlich habe ich das Geschmachte um die Verflossene gestrichen. Das Fernsehturm-Mädchen inspirierte mich mit ihrem Ehrgeiz und brachte mich dazu, auf ein Medizinstudium hinzuarbeiten. Ihr Ziel war es, Opernsängerin zu werden, was sie auch erreichte.

Ein zweiter Schwerpunkt sollte auf meiner Lehre bei den Berliner Verkehrsbetrieben liegen, wo ich mit meinen Freunden zum Facharbeiter für Nachrichtentechnik ausgebildet wurde. Dort erlebten wir Skurriles, den realsozialistischen Nonsens, Korruption bis Wirtschaftskriminalität und Mistrauen. Wir kamen mit vielen schrägen, oft sympathischen, manchmal seltsamen, häufig komischen und einigen opportunistischen Menschen zusammen, die unsere Anekdotenbücher bis in alle Ewigkeiten füllten. Nie wieder habe ich in meinem Leben so viel gelacht wie während meiner Zeit bei der BVB. Einige dieser Anekdoten wurden in die Story verwoben. Graham Greene brachte es auf den Punkt: „Hier ein körperliches Merkmal, dort eine Sprachgewohnheit, eine Anekdote – sie werden in der Küche des Unterbewusstseins zusammengebraut und tauchen zumeist selbst für den Koch unkenntlich wieder auf.“

Beim Schreiben gewann die Story rasch an Eigendynamik und trieb mich auf Konflikte, Emotionen und Gefühle, von denen ich nie geahnt hätte, dass diese in mir schlummern. Dadurch ist die Geschichte wendungsreich und sehr berührend geworden. Zum Beispiel hatte ich nie geplant, etwas über die Stasi zu schreiben. Ich fand, das Thema wurde genug bearbeitet, zumal ich mit dem Verein nie wissentlich persönlich kollidiert bin. Über mich gab es nicht einmal eine Akte, wie ich nach der Wende recherchiert habe. Klein Erik war denen offenbar zu unbedeutend. Nur einmal wollte mich die Staatsmacht als „Hilfspolizist“ anwerben, was ich mit Verweis auf meine Vielbeschäftigung abgelehnt habe. Ja, man konnte auch nein sagen – zumindest, wenn man nicht unter Druck gesetzt wurde. Wie auch immer, die Geschichte erforderte, dass ich über die Stasi intensiv recherchieren musste.

Der Entwicklungsroman trägt eine klare Botschaft: Glaube an dich und kämpfe für die Dinge, die dir wichtig sind, sollten die Widerstände auch noch so groß sein. Prämisse: Der erfolgreiche Kampf um Liebe, persönliche Weiterentwicklung auf dem Weg zu sich selbst und gegen antagonistische Vorgesetzte und Narzissten ermöglicht die Hoffnung auf ein erfülltes und glückliches Leben. 

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Im Hintergrund Erics Wohnhaus in Berlin-Pankow ca. 1980

Für die Geschichte konnte ich aus meinem Erfahrungs-Fundus schöpfen und kreativ auswählen. Einige Begebenheiten sind frei erfunden, andere haben sich so ähnlich tatsächlich zugetragen:

Ich habe wirklich eine Zeit lang bei meiner Tante in Pankow gewohnt, die keine Alkoholikerin war. Auch Sir Henry gab es. Dass Eric erst um Emilias Adresse kämpfen muss, habe ich nicht nur selbst erlebt, sondern symbolisiert auch die Schwierigkeiten von Liebenden, zueinander zu kommen.

Die BwFi gab es und ich habe dort als Nachrichtentechniker gearbeitet. Vieles davon ist wahr, auch der Glibberkuchen. Der U-Bahnbrand („das Tschernobyl des Ost-Berliner U-Bahnfunks“) wütete tatsächlich 1986 und ich hatte als Neuling alleine Dienst. Allerding hatte das in Wirklichkeit keine unangenehmen Konsequenzen für mich.

Das Zitat „An jede an uns gestellte Arbeitsaufgabe müssen wir politisch rangehen!“ ist typischer DDR-Nonsens, einst geäußert von Lehrmeister Kraus von der Deutschen Reichsbahn, wo ein Teil meiner Lehre stattfand. Zwischen meiner Frau und mir ist der gesächselte Spruch seit 30 Jahren ein geflügeltes Wort beim Befüllen des Geschirrspülers. Vielleicht hat Herr Kraus aber doch etwas Gutes bewirkt: An jede politische und mediale Äußerung gehe ich mit kritischem Standpunkt und einer klaren Haltung heran, was angesichts der aktuellen Lage immer mehr an Bedeutung gewinnt.

Die Initiative Mikroelektronik hatte ihre tragisch-komischen Momente. Sie war der vergebliche Versuch der DDR, technologische Rückstände gegenüber dem Weltmarktstandard aufzuholen.

Das siebte Kapitel ist eines meiner Lieblingskapitel. Emilia hat hier Züge von Romy Schneider und der Figur von Jean Seberg aus Godards Film Außer Atem.

Bernd schneidet in der Geschichte für den Eigenbedarf ein Stück Kabel aus der betrieblichen Verlängerungsschnur. Leider habe ich diese gängige DDR-Praxis, Dinge für private Zwecke beiseitezuschaffen, oft erleben müssen. Kein Wunder, dass die DDR den Bach hinunterging, auch wenn es idealistische und fleißige Leute gab, die die Ärmel hochkrempelten und in der Not ein Zahnrad selber feilten. In Wirklichkeit beging die Verlängerungsschnur-Schandtat aber nicht Bernd, sondern Frank, dessen Hauptbroterwerb das Hehlen mit gestohlenen Bauteilen (besonders Lumi-Dioden) aus dem Werk für Mikroelektronik war.

Die beschlagnahmte Briefmarkensammlung meines Großvaters entspricht leider der Realität. Unsere Familie war Opfer von Schalck-Golodkowskis Schergen.

Ich wurde wirklich einst fast von einer U-Bahn überrollt und ein Freund rettete mir durch einen Schrei das Leben. „Je länger das Ereignis zurücklag, desto mehr realisierte ich, wie fragil und kostbar das Leben war“, heißt es im Buch. Das hält weiterhin an.

Kapitel zwölf: Ich mache keine Schularbeiten, Detlef, ich schreibe meine Kündigung. Lief so ähnlich ab.

Kapitel vierzehn: Hilfstransportpfleger – so fing ich 1988 im Krankenhaus Pankow an, inmitten von „Gaken“.

Meine Ausmusterung lief so ähnlich ab   →  

Erik D. Schulz ist allerdings nicht Eric aus dem Roman Lehrzeiten. Eric ist eine literarische Figur, kein Mensch, und dasselbe gilt für Emilia und alle anderen Figuren.

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Dasselbe Haus 2024

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Das Gefängnis Hohenschönhausen war die zentrale Untersuchungshaftanstalt der Stasi. Dort wurden vor allem politische Gefangene inhaftiert und physisch und psychisch gefoltert.

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Ende der achtziger Jahre saß Mario Röllig wegen versuchter Republikflucht in Untersuchungshaft im Stasi-Gefängnis in Berlin-Hohenschönhausen.

Seine Geschichte ist sehr bewegend und beeindruckend und war zentraler Bestandteil meiner Recherchen.

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Wie Fluchthelfer die Stempel in Reisepässen manipulierten, eine aufschlussreiche Quelle. Das Schulungsvideo der Stasi von 1987 zeigt, wie mittels eines fotochemischen Verfahrens Stempel in Reisepässen gefälscht werden konnten.

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Zitate zur Lehre & Arbeit bei der BVB zu DDR-Zeiten

 

Olaf: Es war eine unbeschwerte Zeit ohne Angst

Die Lehre war eigentlich zweitrangig. Die Mädchen waren immer wichtiger, für nichts anderes war Raum, außer für Spaß und Blödsinn. Wenn ich abends wegging, habe ich mir keine Gedanken gemacht, ob ich am nächsten Tag leistungsfähig war oder nicht. Es war eine unbeschwerte Zeit. Ich hatte keine Angst, wurde immer aufgefangen und konnte mir einiges erlauben. Ich habe mich auch immer sicher gefühlt. Wenn man etwas in den Sand setzte, flog man schließlich nie raus, so etwas gab es nicht. Besonders motiviert war ich nie, ich wollte zunächst nichts erreichen.
Die Berufswahl haben meine Eltern getroffen. Ich habe in der neunten Klasse noch mit Matchbox gespielt.
Meine Mutter kam eines Tages ins Zimmer und fragte: „Was willst du denn eigentlich werden, Olaf? Willst du nicht Nachrichtentechnik lernen? Das ist doch was mit Zukunft.“
„Ja, Mama, mache ich.“
Ich hätte auch alles Mögliche anderes gemacht: Automechaniker, Maschinenbau, was du willst, Hauptsache ihr lasst mich in Ruhe. Nachrichtentechnik? Das hat mich nicht interessiert. In der Lehre gab es ein paar Leute, die Radios und Computer zusammengebaut haben, sich für die Materie interessierten, sich ins Fachliche reingeknieten. Zu denen gehörte ich nicht.
Nach dem Abschluss der Lehre war alles gelenkt. Ich zeigte wenig Motivation, die Weichen selbst zu stellen … wozu auch, als Ingenieur verdiente man noch weniger, als der Facharbeiter. Man wartete geduldig auf die Lohngruppe 8 und alle paar Jahre ein paar Prozent mehr. Das wars. Ich habe geschaut, was jetzt passiert.
Mit dem System hat man sich arrangiert. Die FDJ hat einem nicht viel abverlangt, Hauptsache, man hat ein bisschen mitgemacht und die Schnauze gehalten. Dem Schwächsten der Klasse wurde der Posten des FDJ-Sekretärs aufgehalst, weil es keiner machen wollte.

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Maik: That was a man’s world!

Die DDR in den achtziger Jahren: Eine andere Welt! Ich bin gefühlte 30.000-mal mit der Tram zur BwFi gefahren. Gelernt habe ich wenig. Am Ende meiner Zeit war ich ein passabler Bordschütze und hatte den Wizard of War besiegt. Kann sich doch sehen lassen.
Totales Wirrwarr, Schwachsinn, harte männliche Marken, bekloppter Irrsinn bis zum Abwinken. Die hielten mich für einen, der ihre Ruhe störte, einen Edelpenner, was immer das sein sollte. Die waren derart schräg, zumindest die meisten davon, dass ich heute noch würgen muss. That was a man’s world, und es schmeckt immer noch nach schwachsinniger Männlichkeit. Viele von denen „wussten Bescheid“ und meinten einem sagen zu können, wo der Hase langläuft. Danke, Männer! Ein Käfig voller Narren und ich mittendrin.
Die Menschen in der DDR waren vor allem misstrauisch, gegenüber jedem. Dennoch gab es ein paar Unverdrossene. Helden, die alles im Osten schlecht redeten, den Westen idealisierten und ständig herbeiredeten. Herzlichen Glückwunsch!

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Jugendweihe 1980 (Foto vor der Kongresshalle am Alex)

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Fahrt der Lehrlingsgruppe 1983

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Jazz Konzert im Haus der Jungen Talente, Berlin

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